>> GESTERN MORGEN <<

Was von der Zukunft übrigblieb.
70er Jahre-Architektur in Mannheim und Ludwigshafen.

"Beton und Bäume statt rachitischer Altbauten"
Ludwig Ratzel, 1972 - 1980 Oberbürgermeister von Mannheim

"Outside Los Angeles Mannheim is my favorite city"
Charles Bukowski

Dieses Web-Projekt befasst sich mit den Zukunftsvisionen der 70er Jahre. Mit den Vorstellungen, die man vor etwas mehr als 30 Jahren von der idealen urbanen Zukunft hatte. In Städten wie Mannheim und Ludwigshafen war und ist die innere Haltung der Bewohner frei von der Butzenscheibensentimentalität und Altstadtseligkeit, die das Bewußtsein in älteren Städten mit ähnlicher Einwohnerzahl beherrschen. Diese scheinen in Traditionen erstarrt und entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten zu Domänen vermeintlich vortschrittlichen, in Wirklichkeit aber rückwärtsgewandten Denkens - so etwa die Öko-Metropole Freiburg, die sich allenfalls durch ihr neues Image als nationales Sportdoping-Zentrum ein wenig von der Last des Mittelalters frei machen konnte. Das unweit von Mannheim gelegene Heidelberg verkam in den vergangenen Dekaden mehr und mehr zur grell geschminkten Touristen-Kokotte.

Mannheim hingegen hat schon aus historischen Gründen einen wenig sentimentalen Umgang mit seinem Stadtbild. Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg zum dritten Mal in ihrer 400-jährigen Geschichte zerstört und anschließend wieder aufgebaut.

In den 1970er jahren traf der Gestaltungswille der technokratischen Sozialdemokraten um Ludwig Ratzel auf die Aufbruchstimmung eines Jahrzehntes, das die Ästhetik der Protestbewegung aufgesaugt und diese unter Adaption neuer Produktions- und Konsumtechniken zu knallbuntem Mainstream transformiert hatte. Sichtbare Zeichen dafür waren vor allem die Bundesgartenschau 1975 und die Neckaruferbebauung, für deren Realisation unbefangen Altes niedergerissen wurde. Freizeiteinrichtungen und Spielplätze enstanden, die mit ihren Primärfarben direkt aus den Forschungslabors der BASF zu stammen schienen, eingebettet in moderne Wohnlandschaften, die Parks mit Wohngebirgen kombinierten.